Anton Rée - Der Anwalt der Kinder
9. November 1815 - 13. Januar 1891
Anton Rée wurde in Hamburg geboren. Sein Vater war Hofbankier des dänischen Königs. In Kiel studierte er Philosophie und promovierte dort mit 21 Jahren mit einer Doktorarbeit über die hebräische Sprache. Durch die Wirtschaftskrise ging das Vermögen der Familie verloren und Anton Rée musste sich einen praktischen Beruf suchen, um seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Er entschied sich Schulmeister zu werden, ein Lehrer für die Kinder des Volkes. Seine Familie und seine Freunde waren mit dieser Entscheidung sehr unzufrieden. Zu damaliger Zeit hatte der Beruf des Volksschullehrers ein sehr geringes Ansehen.
Am 1.7.1838 wurde Anton Rée Lehrer an der „Israelitischen Freischule“ in Hamburg. Hier arbeitete er, seit 1848 auch als Direktor, insgesamt über 50 Jahre bis an sein Lebensende.
Neben seiner pädagogischen Arbeit war Anton Rée ein bedeutender Politiker seiner Zeit. Er wirkte in vielen politischen Vereinigungen und Institutionen mit. Er war Mitglied der Hamburgischen Bürgerschaft (1859-1871) und Mitglied des Deutschen Reichstages (1881-1884). Hier setzte er sich vehement und kämpferisch für seine politischen und pädagogischen Überzeugungen ein. Er kämpfte für die allgemeine Volksschule, für ein öffentliches Schulwesen ohne Standesunterschiede. Er wollte eine Schule für alle Kinder im schulpflichtigen Alter ohne Rücksicht auf die Herkunft, den Glauben oder das Vermögen. Anton Rée gilt heute als der Vater der 1871 eingeführten allgemeinen Schulpflicht in Hamburg.
Nicht nur als Leiter dieser Schule vollbrachte er große Dinge. Auch als Lehrer war er beliebt und geachtet. In seiner Klasse herrschte nicht, wie sonst allgemein üblich, eine schauerliche Friedhofsstimmung, sondern eine angstfreie, lebhafte Stimmung. Er erlaubte es den Kindern sogar, während des Unterrichts ihr Frühstück zu essen. Sinnlose Bestrafung lehnte er ab. Er war ein Feind von körperlicher Züchtigung, die er gesetzlich verbieten lassen wollte. Den größten Wert legte er aber darauf, dass auch die Schwachen seinem Unterricht folgen konnten.
Die ursprünglich „Israelitische Freischule“ und spätere „Stiftungsschule von 1815“ am Zeughausmarkt wurde 1920 nach ihrem langjährigen Leiter Anton Rée benannt. Die Nationalsozialisten löschten 1933 den Namen der Schule aus. Das Gedenken an das Senatsmitglied Anton Rée wurde aus dem Rathaus entfernt.
Als unsere Schule 1984 entstand, bekam sie vom Hamburger Senat den Namen Anton-Rée-Schule Allermöhe in einem feierlichen Akt verliehen. Den Namen tragen zu dürfen ist eine Ehre und Verpflichtung zugleich, die Erinnerung an diesen bedeutenden Pädagogen und Politiker aufrecht zu erhalten und in seinem Sinne weiter zu wirken.